November 2010
Gestern war nun also Thanksgiving. Da ich ja schon einige Tage zuvor im International House Truthahn gegessen habe, war das Essen eher japanisch geprägt: Sushi, Tempura, Sukiyaki, Udon, gegrillter Lachs und vieles andere mehr. Unter Anleitung habe ich sogar selbst einen Teil des Sushis zubereitet. Wie man bei den Bildern erahnen kann, war es viel zu viel und so blieb eine Menge für den nächsten Tag übrig. Dieser ist hier auch als Black Friday bekannt und zeichnet sich aus mir unergründlichen Gründen dadurch aus, dass viele Läden Rabatte geben. Man könnte sich das vielleicht so vorstellen wie den Sommerschlussverkauf in Deutschland, allerdings sind die USA ein Land der Extreme und so ist auch "Black Friday" ziemlich verrückt. Die meisten Läden öffnen nicht einfach nur am nächsten Morgen mit ihren Sonderangeboten, sondern fangen pünktlich um Mitternacht damit an. Das wird bewerkstelligt indem viele dieser Läden gar nicht erst schließen, sondern die ganze Nacht zwischen Thanksgiving und Black Friday geöffnet bleiben. Um uns den Wahnsinn mal anzusehen (und vielleicht auch selbst was zu kaufen), sind wir also kurz vor Mitternacht nach Vacaville zu einem größeren Einkaufszentrum gefahren. Auf dem Weg dorthin konnten wir sogar Zelte vor BestBuy erkennen. Unklar ist dabei, wie viele Tage und Nächte die Kunden vor dem Laden gezeltet haben, um die Sonderangebote in BestBuy zu bekommen, die teilweise nach wenigen Stunden ausverkauft sind. Wir hatten großes Glück, dass wir noch einen Parkplatz bekommen haben und haben uns dann aufgemacht. Ich habe mir ein paar warme, wasserfeste Schuhe gekauft. Das war besonders günstig, da auch noch zwei andere von uns Schuhe gekauft haben und es die Aktion gab "Kauf ein Paar Schuhe, kriege zwei Paar umsonst dazu". Alles in allem war es aber viel zu voll. Damit sich die Leute nicht zerquetschen, gab es vor einen Läden Einlasskontrolle, sodass immer nur eine bestimmte Anzahl an Menschen hinein können. Resultat dessen war dann natuerlich, dass nicht nur in den Läden lange Schlangen waren, sondern auch außerhalb. Somit hat es also lange gedauert, bis wir alles hatten und alles einmal gesehen hatten. Um fünf Uhr morgens kamen wir dann wieder mit einem Van voller Einkaufstüten zurück. Der Kommentar meines brasilianischen Mitbewohners? "This is American Way of Life."
Hier in Davis (aber auch z.B. in Berkeley) gibt es das so genannte "International House", das verschiedene Aktivitäten anbietet, wie z.B. auch den Japanisch-Beginner Kurs. Vor kurzem gab es dort ein besonderes Angebot: man konnte dort gegen ein kleines Entgelt an einem amerikanischem Thanksgiving Dinner teilnehmen. Die Chance habe ich mir natürlich nicht nehmen lassen. Allerdings herrschte dort eine interessante Atmosphäre. Zur Erklärung: bereits ein anderer Amerikaner, den ich in Berlin kennengelernt hatte, hat mir gesagt, dass es in Kalifornien selten regnet. Wenn es aber regnet, dann so richtig. Genau das war auch an dem besagten Abend der Fall. Es herrschte ein richtiger Sturm mit Blitz und Donner. Noch während ich mit dem Auto zum International House gefahren wurde, fiel in der halben Stadt der Strom aus. Auch die gesamte Straßenbeleuchtung und die Ampeln sind ausgefallen. Wir waren froh, als wir es dann bis zum International House geschafft hatten. Dort war auch der Strom ausgefallen, sodass ich den Truthahn und den Kuchen dann nur bei Kerzenlicht essen konnte. Teil der Zeremonie war dann auch, dass jeder Teilnehmer auf einen Zettel schreibt, für was er dankbar ist. Diese Zettel wurden dann eingesammelt und an einem Rednerpult von Freiwilligen vorgelesen. Kurz danach hat sich die ganze Gemeinschaft von ca. 100 Leuten allerdings auch schon aufgelöst. Ich hab dabei dann noch durch Zufall die spanische Tiermedizin-Studentin gesehen, die ich vom Japanisch-Kurs kenne. Gemeinsam mit ihrem Ehemann sind wir dann noch in eine Bar in Downtown gegangen und haben den Abend ausklingen lassen. Es hat zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr geregnet. Das war vielleicht der zweite oder dritte Schauer, den ich hier in Kalifornien gesehen habe. Kurz, aber heftig.
PS: Ich habe probiert, bei Kerzenschein noch ein Foto mit meinem Mobiltelefon zu machen, aber das ist nichts geworden. Somit gibt es also keine Bilder vom Truthahn oder dem gigantischem Fladenbrot, dass sich ueber einen ganzen Tisch erstreckt hat.
In meinem Astronomie-Kurs habe ich ein Mädchen kennengelernt, dass mir vom Leoniden Meteoriten Schauer erzählt hat. Wir haben uns gestern dazu im Park verabredet und ich habe nicht nur meine Kamera, sondern außerdem ein Stativ und ein 75-300mm Teleobjektiv von einem Freund mitgenommen. Ungefähr 2 Stunden haben wir den Himmel (mehr oder weniger aufmerksam) beobachten. Ich würde ja sagen, dass der Begriff "Schauer" etwas ... irreführend ... ist. Wir haben ein paar Meteoriten gesehen, aber nicht so viele wie erhofft. Das mag allerdings auch daran liegen, dass der Mond sehr hell war und erst gegen Morgen untergegangen ist, außerdem war hätte sich Nordamerika erst gegen 3 Uhr morgens direkt in den Schauer gedreht und wir sind aber schon um 1 Uhr nachts wieder nach hause gegangen, weil es dann doch recht kalt wurde. Davis ist fast schon so ein bisschen Wüstenklima. Warme bis heiße Tage, aber kühle Nächte.
Ich habe eine Anwendung auf meinem Android Phone, mit der ich alle Konstellationen, Sterne, Planeten, Nebel und Galaxien angezeigt bekomme. Sehr praktisch. Vor allem wenn man seine eigenen Beobachtungen mit dem Wissen aus dem Astronomiekurs verbinden möchte.
Ah, dort ist Beteigeuze. Ein roter Riese, etwas kälter als die Sonne, aber unglaublich gigantisch und hell, sodass man ihm gut mit bloßem Auge sehen kann, auch wenn er über 400 Lichtjahre entfernt ist.
Die Bilder sind interessant geworden, aber natürlich kein Vergleich zu den Bildern vom Hubble Space Telescope. Mit Bildbearbeitung kann man noch ein bisschen was herausholen, aber nächstes Mal müsste man eigentlich ein richtiges Teleskop nehmen und ein bisschen weiter weg von künstlicher Beleuchtung sein.
Die Gesetze zum Straßenverkehr sind hier wirklich sehr, sehr merkwürdig. Ich bin in den letzten Tagen ein bisschen mit dem Auto umher gefahren um wieder Fahrgefühl zu entwickeln und hatte heute in Vacaville (südwestlich von Davis) meine "praktische" Fahrprüfung. Man muss für die Prüfung hier in Kalifornien sein eigenes Auto mitbringen. Ich habe mir also von jemandem das Auto geliehen und bin nach Vacaville gefahren. Noch ist das für mich legal, da ich für die ersten drei Monate hier in Kalifornien eine temporary driver license habe. Die kriegt man, wenn man in seinem Heimatland einen Führerschein hat. Nach drei Monaten muss man sich dann allerdings eine California Driver's License geholt haben, wofür man unter anderem auch den Driving Test machen muss.
Naja, jedenfalls bin ich durchgefallen, weil ich beim Rechts-Abbiegen die Fahrradspur nicht genommen habe. (Man muss hier in Kalifornien nämlich beim Rechts-Abbiegen auf die Fahrradspur fahren bevor man abbiegt, wenn die Fahrradspur breit genug ist). Die Prüferin meinte, ich sollte den Test wiederholen, konnte mir aber keinen neuen Termin anbieten, da die Prüfstelle für die nächsten zwei Monate ausgeplant ist. Damit ich dann später meine Prüfung wiederholen kann, brauche ich wiederum einen entsprechenden driving permit, also wurde meine temporary driver license um zwei Monate bis Mitte Januar 2011 verlängert.
Fazit: Ich hab die Fahrprüfung nicht bestanden und fahre direkt danach mit dem Auto von Vacaville wieder nach Hause und kann auch in den nächsten zwei Monaten legal Auto fahren. Ich würde gerne mal wissen, wer sich dieses System ausgedacht hat! Übrigens ist die erste Fahrprüfung kostenlos, jede Wiederholung kostet aber 6 (in Worten: sechs) Dollar.
Berlin ist gar nicht mal so schlecht, wenn man mal darüber nachdenkt. Der Universität Potsdam fehlt das Geld an allen Ecken, aber der Campus und die Parks sind einfach einzigartig. Um das zu merken muss man allerdings scheinbar erst einmal weit entfernt sein.
"Der Mensch hat immer eine Heimat und wär es nur der Ort, wo er gestern war und heute nicht mehr ist. Entfernung macht Heimat, Verlust Besitz." - Alexander von Villers
Der vielleicht größte Vorteil von Davis und der Grund, weswegen ich in Davis studiere und nicht in San Diego, ist die Nähe zu San Francisco. Ich bin gerade erst wieder zurückgekommen von einem großartigen Wochenende. Allein schon die Fahrt mit der Bahn (Amtrak) nach Richmond ist großartig. Im Vergleich zu den IC-Wagen der Deutschen Bahn, ist Amtrak sehr komfortabel und auch immer recht leer, aber das Beste ist der Ausblick. Ich habe mal meine Kamera gezückt und ein paar Bilder gemacht (siehe unten).
Danach ging es dann mit BART zur Powell Station und von dort zu meinem Apartment. Es ist dasselbe, das ich auch schon am Anfang hatte. Dort habe ich nämlich im Michael kennengelernt, dem ich ein bisschen bei seiner Website helfe. Auf diese Weise kann ich kostenlos bei ihm übernachten. Was ich dann auch getan habe - nachdem wir ein bisschen geredet und ich bei RadioShack in der Polk Street war (die Polk St kann ich auch nur empfehlen! Viele tolle Bars und Cafés!). Am nächsten Tag bin ich dann zu Fisherman's Wharf, um einen Kommilitonen aus Deutschland zu treffen. Viele Straßenkünstler und Musiker halten sich in der Gegend auf. Ich bin dann wieder zurück zum Apartment und habe Michael mit der Website geholfen, sodass dann am Abend auch die erste Version online gehen konnte. Sie ist eine Mischung aus Video-Podcast und Onlineshop für Wein und so sieht sie aus: http://www.winewizeguy.com/. Noch kann man keinen Wein kaufen, aber das kommt sicherlich irgendwann. Zur Feier des Tages und weil Michael seinen Geburtstag hat, sind wir dann zu einem kleinen Italiener Essen gegangen, der nicht nur riesige, köstliche Steaks hatte, sondern auch die beste Carpaccio, die ich je gegessen habe. Und natürlich durfte auch der Wein nicht fehlen. Interessanterweise haben Michael und sein Mitbewohner ihren eigenen Wein ins Restaurant gebracht, was scheinbar relativ normal ist, denn die Kellnerin hat den Wein sofort in einer Karaffe angerichtet und zum Essen serviert. Beim Essen war dann auch noch ein schwarzer Student aus Washington D.C., der früher in Berkeley studiert hat, ein Pornoproduzent und eine bekannte von ihm. Danach sind wir dann zur Bubble Lounge, einem relativ entspannten Klub in der Nähe der Transamerica Pyramid, wo wir dann noch ein paar Freunde getroffen haben. Ein Franzose, der früher ein Meister im Fechten war, und nun in San Francisco den Amerikanern das Fechten beibringt, eine Taiwanerin und eine Mädchen aus Guatemala. Eigentlich beste Voraussetzungen für einen schönen Abend, aber leider enden Partys hier in Kalifornien immer recht frühzeitig, da es um 2 Uhr eine Sperrstunde gibt und man keinen Alkohol mehr kaufen kann. Wir sind dann aber noch zu dritt (Michael, der Franzose und ich) zurück zum Apartment und haben auf dem Dach (siehe mein erste Blog-Beitrag) ein bisschen belgisches Bier getrunken. Ein wahrer Segen wenn man es mit dem schlechten, amerikanischen Bier vergleicht. Dort auf dem Dach wurde es dann noch mal interessantes passiert, da zwei Dächer weiter auch noch ein paar Leute auf dem Dach waren.
Naja, am nächsten Tag haben wir uns dann etwas erholt und am Abend bin ich dann mit BART und Amtrak wieder zurück nach Davis, wo jetzt der langweilige, aber auch recht gemütliche Studentenalltag hier in Davis beginnt.
Ich war heute wieder in Winters, oder besser gesagt: über Winters. Und zwar 1500 Fuß, also 457m und das bei einer Geschwindigkeit von 160km/h, denn heute war meine erste Flugstunde! (Wobei diese nur 30min dauerte und leider fürs erste auch meine letzte sein wird.)
Ich wusste ja schon vor meiner Ankunft in Davis, dass die Universität nicht nur eine eigene Feuerwehr und eine eigene Polizei, sondern auch einen eigenen Flughafen hat: den University Airport. Ich habe dort einfach mal angerufen und einen Termin für eine Probeflugstunde gemacht. Start, Landung und Kurven bin ich im Wesentlichen selbst geflogen, während mein Co-Pilot und Fluglehrer den gesamten Rest übernommen hat und mir auch immer gesagt hat, was ich tun muss. Durch das ruhige Wetter war die Cessna 172 relativ einfach zu steuern und während des normalen gerade-aus Fliegens konnte ich sogar mit meinem Mobiltelefon ein paar Bilder machen. Am Ende meinte mein Fluglehrer, dass ich einen guten Job gemacht habe. Möglicherweise hat auch meine Erfahrung mit Flugsimulator-Computerspielen da geholfen. Wenn ich genügend Zeit und Geld habe, mache ich vielleicht irgendwann mal einen Pilotenschein, auch wenn dieser Plan wahrscheinlich eher die fernere Zukunft betrifft.
Zu Halloween habe ich mich nicht verkleidet und habe auch keine Kürbisse geschnitzt, sondern ich war mal wieder in der Bay Area. Zuerst habe ich mir den Campus der UC Berkeley angesehen (und war auch oben im Sather Tower), danach habe ich mich in Berkeley Downtown mit dem Italiener getroffen, den ich im Flugzeug kennengelernt habe. Nach einem guten Espresso in einem Café und einem netten Gespräch hat er mich sogar zum seinem Labor im Lawrence Berkeley National Laboratory gebracht. Ich konnte sogar das ALS sehen, das ist ein Elektronensynchrotron, ähnlich wie ein zirkulärer Teilchenbeschleuniger, der allerdings keine Kollisionen zum Ziel hat, sondern extrem starke Röntgen- und UV-Strahlung erzeugt, um damit bestimmte Präparate zu untersuchen und Experimente zu machen. Danach haben wir uns gemeinsam den Yachthafen von Berkeley angesehen, mit einem grossartigen Ausblick auf die San Francisco Bay. Man konnte sogar die Golden Gate Bridge und die Transamerica Pyramid erkennen. Am Ende war ich dann noch Oakland und habe gehofft, dort eine lebendige Grossstadt voller (verkleideter) Menschen zu sehen. Allerdings war dort zu meiner Enttäuschung nicht allzu viel los. Später wurde mir gesagt, dass das an dem Baseball World Series Spiel zwischen den San Francisco Giants und den Texas Rangers liegen könnte. Jedenfalls konnte ich mir noch den Lake Merrit bei Sonnenuntergang ansehen und war danach noch ein paar Minuten in El Cerrito, einem Vorort nördlich von Berkeley. Dort hat man wiederum etliche verkleidete Kinder (und Erwachsene) gesehen, die umherzogen. Auch die Häuser waren teilweise sehr interessant gestaltet. Ein Hauseingang war beispielsweise voller künstlicher Spinnenweben. Ein anderer hatte einen Nebelmaschine und ein Stroboskop. In kleineren Städten scheint Halloween also noch etwas ausgiebiger gefeiert zu werden als in Großstädten. Alles in allem, ein großartiger Sonntag.