So, am Montag gab es dann nun das langerwartete Wiedersehen mit meinen Eltern und meiner Schwester. Wir haben uns dann erstmal den Campus angesehen und waren bei Burgers and Brew essen. Am Dienstag hat dann meine Gastfamilie Japanisch gekocht und wir haben gemeinsam Sushi, Misosuppe, Japanische Kroketten, Rindfleischsalat und so weiter gegessen. Gestern war ich dann allerdings den ganzen Tag in der Uni aktiv, sodass meine Familie dann in der Zeit San Francisco besucht hat. Heute abend wollen wir dann noch einmal essen gehen, dieses Mal allerdings mit meiner Freundin in Davis Downtown. Da bin ich ja mal gespannt.
Bilder gibt es spatter, da ich gerade noch in der Uni bin.
Die letzten Tage waren wieder sehr ereignisreich. Ich habe leider nicht die Zeit, alles im Detail darzulegen, aber ich fasse mal kurz zusammen. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag kamen die Lyriden, ein weiter Meteorschauer. Um uns diesen anzusehen, haben R. und ich uns ins Arboretum begeben und bei Schokolade etliche Sternschnuppen gesehen. Gestern dann kam Buddy Guy nach Davis ins Mondavi Center. 74 Jahre ist er jung und hat eine Show abgeliefert, die von Hingabe, Energie, Humor und Blues nur so strotzte. Heute dann waren wir Einkaufen in Vacaville und waren dabei auch in Sam's Club was in etwa das amerikanische Äquivalent von Metro ist. Nun muss ich mich allerdings wieder dem Studium widmen, da nächste Woche meine Eltern vorbeikommen und ich natürlich probieren werde, möglichst viel Zeit übrig zu haben.
Letztes Wochenende ging es rund in Davis, denn es wurde der sogenannte "Picnic Day" gefeiert. Das ist eine alljährliche Veranstaltungen, die sich hauptsächlich auf dem Campus und in Downtown abspielt und viel Spaß für Groß und Klein bietet. Von Kinderschminken und Luftballons, über Hundeshows und Blaskapelle bis hin zu Rockkonzerten und öffentlichem Alkoholgenuss war eigentlich alles vertreten. Speziell im letzten Jahr gab es wohl einige Exzesse und Verhaftungen, weswegen die Polizei dieses Mal recht stark vertreten war. Wir haben versucht, uns alles ein bisschen anzusehen und haben dabei auch ein paar nette Leute kennengelernt, die extra aufgrund des Picnic Days nach Davis gekommen sind.
Am nächsten Tag hat dann einer meiner Mitbewohner ein großartiges Barbecue gemacht mit Lachs, Rind, Hühnchen, Würstchen und etlichen, verschiedenen Beilagen. Für mich war dies das zweite Mal, dass hier in den USA gegrillt wird, aber hoffentlich gibt es demnächst mehr davon.
Endlich ging es wieder nach San Francisco. Ich habe die Stadt schon richtig vermisst. Dieses Mal allerdings habe ich R. mitgenommen und wir hatten ein fantastisches Wochenende. Alles begann mit der Zugfahrt von Davis nach Emeryville und der anschließenden Busfahrt über die Bay Bridge nach San Francisco zum Ferry Building. Dort haben wir dann erst einmal bei der Market St einen Kaffee getrunken bevor wir uns dann zum Apartment aufgemacht haben um dort unsere Sachen abzustellen. Glücklicherweise konnte wir wieder in dem Apartment von meinem Kumpel in Nob Hill übernachten, in dem ich auch meine allerersten Tage in den USA verbracht habe.
Danach sind wir dann zum Pier 39 und schließlich mit dem Boot zur Gefängnisinsel Alcatraz gefahren. Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter gehabt, denn abgesehen von dem starken Wind war das ganze Wochenende von blauem Himmel und Sonnenschein geprägt. Die einstündige Audiotour kann ich nur empfehlen. Man kann das Gefängnis größtenteils selbst erkunden und hat außerdem einen großartigen Blick auf San Francisco. Kurz nach 6 Uhr haben wir dann die letzte Fähre wieder zurück nach San Francisco genommen und dort erst einmal Eis gegessen. Am Abend sind wir dann noch ein wenig bei Polk St/Union Square herumgelaufen, wo an dem Samstag abend relativ viel los war.
Der nächste Tag begann dann recht gemütlich mit einem Mittagessen in North Beach, dem "Little Italy" von San Francisco. Danach sind wir dann weiter nach Japantown gegangen, wo gerade "Sakura" das Kirschblütenfest gefeiert wurde. Das bedeutete, dass alles ziemlich voll war und viele Japaner in Kimono, Yukata oder als Cosplay verkleidet unterwegs waren.
Eigentlich wollten wir danach noch zu Haight/Ashbury und/oder Golden Gate Park und Ocean Beach, aber die Zeit verging so schnell, dass wir es gerade noch in das Guitar Center (einem wirklich beeindruckenden Musikladen) und zum Alamo Square und den Painted Ladys geschafft haben. Der Rueckweg mit Bus, BART und Bahn war problemlos und schlussendlich waren wir kurz vor halb Elf Uhr abends am Sonntag wieder in Davis.
scale lacking context
grows into different
kinds of life almost
every tranchant
crawfish sediment
of biology all at once
here where the color for
carrot ought to be the
word for orange
Vielleicht sollte ich jetzt, zum Anfang meines dritten und letztes Trimesters mal kurz beschreiben, was ich denn hier so alles studiere.
Kursnummern
Vorher sollte ich allerdings noch die Nomenklatur erklären, die fuer die Kursnummerierung verwendet wird. Jede Kursbezeichnung startet mit drei Buchstaben, die das Fach beschreiben, wie z.B. POL (=Politikwissenschaft), AST (=Astronomy), FMS (=Film) und ECS (=Engineering Computer Science = Informatik). Danach folgt dann eine Nummer zwischen 1 und 400, die den Anspruch des Kurses angibt. Kurse zwischen 1 und 99 erfordern meistens keine Vorkenntnisse, sind eher einführend und auch von Erstsemestlern oder Studenten eines anderen Fachs belegbar. Kurse von 100 bis 199 sind so genannte "upper division" Kurse, die normalerweise nur von Studenten es Fachs belegt werden können und das auch erst im zweiten oder dritten Jahr. Hierbei sind Kurse zwischen 190 und 199 auch Kandidaten für die Bachelorarbeit. Kurse zwischen 200 und 299 wiederum richten sich an "graduate students", also Masterstudenten. Kurse jenseits der 300 gibt es so gut wie gar nicht und wenn doch, dann sind sie für Doktoranden und Forscher gedacht. Ausserdem gibt es hinter der Nummer noch einen Buchstaben, der genutzt wird, um Kurse zu spezialisieren oder auf mehrere Trimester zu verteilen.
Winter Quarter (Januar bis März)
Wie bereits im ersten Quarter habe ich auch dieses mal drei Informatik-bezogene Kurse belegt und einen Anfaengerkurs in einem Fach, das mich interessiert.
ECS122B Algorithm Design
Dieser Kurs war der zweite Teil von ECS122A, den ich im ersten Trimester belegt habe. Im Grunde genommen stellt der Professor hier verschiedene Algorithmen vor. Der Inhalt selbst war zwar recht interessant und die Form des Kurses recht locker und entspannt. Es gab eine Zwischenprüfung, einige Hausaufgaben und eine Abschlussprüfung, aber das war alles in allem kein großes Problem. Zu Erwähnen ist eigentlich nur noch, dass der Professor sehr nett war und aber auch wie ein typischer Professor aussah. Grauer Haarkranz, grauer, mächtiger Schnurrbart, eine große, stark vergrößernde Hornbrille, ein kurzärmliges, buntkariertes Hemd und ein permanentes Lächeln auf den Lippen.
ECS240 Programming Languages
Dieser Kurs war sicherlich der anspruchsvollste im letzten Trimester. Der Professor hatte chinesische Wurzeln, war aber trotzdem gut zu verstehen. Dem eigentliche Inhalt wiederum war nicht immer leicht zu folgen und hat alles abgedeckt, was man zu Programmiersprachen wissen muss. Im Rahmen des Kurse sollte dann noch ein Projekt selbstständig gewählt und entwickelt werden, was mir die Gelegenheit gab, ein bisschen Forschung zu betreiben und am Ende war ich mit meiner Lösung recht glücklich. Man muss abwarten, aber vielleicht kann ich das noch irgendwo veröffentlichen.
POL003 International Relations
Hier ging es mal nicht um Computer, sondern um Politik. Genauer: die internationalen Beziehungen zwischen Staaten. Ich hatte mich dafür entschieden, den Kurs zu belegen, damit ich die Machtstrukturen im Großen etwas besser verstehen kann. Ich habe zwar den Kurs selbst nicht besonders gemocht, aber der Inhalt war doch recht aufschlussreich und hat mir eine etwas realistischere, objektivere und pessimistischere Sicht auf die Dinge gegeben. Zum Beispiel dachte ich immer Amnesty International und Greenpeace wären die wichtigsten internationalen NGOs (Nicht-Regierungs-organisationen). In Wirklichkeit sind das aber eher die römisch-katholische Kirche und Al Quaida. Der Kurs selbst war etwas "anstrengend", weil die Vorlesung zu früh am Morgen war, die Diskussion zu sehr an Schule erinnert hat, und die Bewertung der Essays und Paper, die man schreiben musste, eher auf der Form als auf dem Inhalt basierte.
ECS298C Research in Mobile Computing
Dieser Kurs war keine richtige Vorlesung, sondern eher ein Forschungsseminar. Mit nur 8 Studenten war der Kurs relativ klein. Jede Woche mussten dann bestimmte, vorgegebene Paper gelesen und ein Vortrag auf Basis der Paper gehalten werden. Ich selbst habe so z.B. 4 Vorträge gehalten. Im Wesentlichen ging es um neue, aufregende Applikationen und Lösungen für mobile Geräte, wie z.B. Netbooks und Mobiltelefone. Die Mitstudenten waren alle sehr nett und auch der Dozent (mit indischem Wurzeln) hat den ganzen Kurs sehr ansprechend und interessant gestaltet. So hat er beim letzten Termin des Seminars beispielsweise Pizza und Cola für alle bestellt. Das Forschungsprojekt, was ich mir im Rahmen des Kurses gewählt habe, stieß auf reges Interesse und ich bin auch bereits in Kontakt mit einem Wissenschaftler der Uni Potsdam um darauf vielleicht eine Veröffentlichung zu machen.
Spring Quarter (März bis Juni)
ECS124 Bioinformatics
Im letzten Trimester wollte ich nochmal ein paar Sachen belegen, die in Potsdam nicht angeboten werden. Eine dieser Sachen ist beispielsweise Bioinformatik. Im Kurs sind auch viele Molekularbiologen und Genetikstudenten, was einerseits das Niveau der Informatik etwas absenkt, aber andererseits den Frauenanteil von den üblichen 5% in der Informatik auf fast 50% steigert. Die Themen sind extrem interessant, der Professor spricht mit französischem Akzent und die Hausaufgaben werden im "Labor" gemacht. Dabei muss man allerdings sagen, dass man dann doch nicht durch ein Elektronenmikroskop irgendwelche Zellen beobachtet oder mit Reagenzgläsern agiert, sondern dass es Maschinen gibt, die die DNA mehr oder weniger automatisch einlesen und als Bioinformatiker muss man dann diese ganzen, langen DNA-Sequenzen nach Mustern und Ähnlichkeiten absuchen oder Vorhersagen für die Wahrscheinlichkeit von bestimmten Mutationen machen etc. Im ersten Laborpraktikum gestern haben wir ein Programm geschrieben um echte Daten eines Illumina 1.5 Sequencer in das FASTA Format zu konvertieren.
ECS289I Research in Mobile Networks
Das wird sicherlich der schwerste Kurs dieses Quarter werden. Nicht nur, weil die Nummer 289 relativ hoch ist, sondern auch, weil das Thema (Funknetzwerke) schon sehr technisch und physikalisch ist und nicht ganz so zu meinem Spezialgebiet (Software/Programmierung) passt. Glücklicherweise gibt es keine Prüfung am Ende, sondern nur ein Projekt. Mal hoffen, dass ich das einigermaßen hinkriege. Immerhin bin ich schon mal in einer Gruppe mit einem Mexikaner, den ich schon von einem Kurs im zweiten Semester "Research in Mobile Computing" kenne.
ECS243 Code Generation
Im Gegensatz zum letzten Kurs passt ECS243 exakt in mein Interessengebiet. Es ist wieder ein kleiner Kurs mit nur 4 Studenten und wir haben dort viele Möglichkeiten uns mit den neusten und aufregendsten Entwicklungen und Forschungsthemen auseinanderzusetzen.
FMS125 Spaghetti-Western/Italian-American Cinema
Neben den Computern gibt es natürlich noch sehr viel mehr, was man an der University of California in Davis studieren kann. Die Wahl war wirklich nicht leicht, aber letztendlich wollte ich dann doch noch mal etwas ganz ungewöhnliches nehmen. In Psychologie und Philosophie kann man sich ja vielleicht immer noch mit einem guten Buch einlesen, aber wann hat man schon mal die Möglichkeit, "Spaghetti-Western" zu studieren? Das ist kein Scherz, sondern ein ernsthafter Kurs hier an der Uni, der im Wesentlichen daraus besteht, einmal in der Woche in der Vorlesung einen Film zu gucken, sich dann etwas über den Regisseur zu unterhalten und ein Essay zu schreiben.
University of California, Davis
Am Ende muss ich noch eine Sache zur Uni im Allgemeinen schreiben. Als ich hier ankam, waren meine ersten Gedanken "Ach, die kochen hier auch nur mit Wasser". Später dann habe ich die ganzen Unterschiede kennen- und schätzen gelernt und dachte mir, dass die Universität Potsdam und die UC Davis auf jedenfalls unterschiedlich und beide auf ihre Art interessant sind. Mittlerweile muss ich allerdings doch leider zugeben, dass die University of California in Davis schon mindestens zwei Klassen besser ist als die Uni Potsdam oder selbst die Humboldt Uni in Berlin. Alles ist hier so groß und professionell, wie es in Deutschland aufgrund des fehlenden Geldes nicht möglich ist und wahrscheinlich auch nie sein wird. Erst vor ein paar Tagen habe ich im Music Department Proberäume mit Instrumenten entdeckt, die man als Student kostenlos nutzen kann. Es gibt unendlich viele Studentenklubs, Events, Aktivitäten und Vereine. Was Sport angeht sind die Möglichkeiten hier quasi nicht zu vergleichen mit Deutschland. Der Campus ist riesig und in einem ausgezeichneten Zustand mit etlichen Grünflächen, Bänken, Lernräumen, mehreren Bibliotheken, Mensen, Läden, etc. etc. Ich muss gestehen, dass, wenn ich gerade frisch vom Gymnasium kommen würde, mir ein Studium an der UC in Davis lieber wäre als an jeder deutschen Uni. Fairerweise muss ich natürlich sagen, dass das alles auch seinen Preis hat: Als Nicht-Kalifornier kostet das Studium an der UC Davis momentan 35.958 Dollar pro Jahr.
Abseits des Studiums
Dieses Wochenende bin ich endlich wieder in San Francisco. Dieses Mal allerdings kommt meine Freundin mit und wir haben schon so einige Ideen, was wir denn so alles sehen wollen. Ich freue mich jedenfalls schon darauf.